Feeds:
Beiträge
Kommentare

Posts Tagged ‘Diakonieverein’

„Wenn es sein muss, dann geh ich auch gerne für unsere Leute betteln“, Adriana Müller, Mitglied im Vorstand des Diakonievereins von Mediasch, bringt mit diesem Satz nicht nur ihr überdurchschnittliches Engagement zum Ausdruck, sondern gibt auch einen Einblick in das rumänische Sozialsystem des 21. Jahrhunderts.

Von links: Jürgen von Maltiz, Jürgen Ganzmann, Dorin Gherman (Verwalter Birthälm) Adriana Müller (Mitglied im Vorstand des Diakonievereins von Mediasch)

Sieben Beauftragte vom Diakonieverein Mediasch e.V. waren im Alten- und Pflegeheim Etzelskirchen zu Gast und erzählten Heimleiter Jürgen Ganzmann und Bewohnern von ihrem Alltag im Altenheim Mediasch in Siebenbürgen. Sprachbarrieren gab es keine, denn alle rumänischen Gäste konnten sehr gut Deutsch sprechen. Sr. Gerlinde Juchum, die extra gekommen war, um bei Übersetzungsschwierigkeiten zu helfen, konnte sich deswegen in aller Ruhe ihren Landsleuten widmen und wiederrum von ihrer Arbeit in der Pflege in Deutschland erzählen. Bei Kaffee und Kuchen verlor sich bald jede Scheue und zwischen Gästen, Heimbewohnern und Personal entstand ein reger Austausch von Erinnerungen und Erlebnissen. Zustande kam dieses Treffen auf Initiative von Höchstadterin Irmgard Conrad, die schon seit Jahren den Diakonieverein in Mediasch unterstützt.

Der Grund für den Besuch ist ein Austauschprojekt zwischen beiden Altenheimen. „Ein Austausch auf Augenhöhe ist für alle Beteiligten ein Gewinn“, so Heimleiter Ganzmann, deswegen ist sein Ziel, mit Altenheimen auf der ganzen Welt in einen Dialog zu treten und dabei Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Für die rumänischen Angestellten des Heimes in Mediasch würde das im konkreten Fall bedeuten, ihnen die Möglichkeiten zu bieten, für drei Monate in Deutschland ein Praktikum zu absolvieren aber auch eventuell mit Sachleistungen zu helfen, die in Deutschland auf Grund des hohen Hygiene- und Sicherheitsstandards nicht mehr gebraucht werden dürfen. Als Jürgen Ganzmann von den Problemen des hohen bürokratischen Aufwands spricht, die oftmals die Arbeit in den Heimen erschwert, bietet ihm Vorsitzende Ursula Jugapintican mit einem Augenzwinkern einen Tausch an. Denn ihre Probleme sind von großer existenzieller Natur. In Mediasch gibt es ein Altenheim, das aufgeteilt auf drei Bauernhöfe, eine Sozialstation und „Essen auf Rädern“ ist. Insgesamt werden hier mehr als 130 Menschen versorgt, 30 davon im Altenheim, und betreut werden sie von gerade einmal 23 Angestellten. Diese Angestellten müssen dabei noch um ihren Arbeitsplatz bangen, denn sich der Diakonieverein Mediasch e.V. finanziert zu 80 Prozent aus Spendengeldern, 18 bis 21 Prozent kommt vom rumänischen Gesundheitsministerium und darf nur für Energiekosten und Lebensmittel verwendet werden.

„Leider ist die Warteliste von Senioren, die einen Platz im Heim brauchen, lang und was aus diesen Menschen wird ist ein großes Problem“, erklärt Pfarrer und Vorstand Ulf Ziegler. Mediasch hat über 50.000 Einwohner und im Umkreis von 30 Kilometern gibt es keine andere Einrichtung mehr für Senioren. Das Altenheim aus den drei Bauernhöfen ist aus der Not heraus entstanden, zuerst fand man sich zu einer Wohngemeinschaft zusammen und aus dieser Eigeninitiative mit Unterstützung der evangelischen Kirche entstand ein Altenheim für nicht ausgewanderte Siebenbürger Sachsen.

Von links: Sieben Beauftragte vom Diakonieverein Mediasch e.V., Jürgen Ganzmann, Gerlinde Juchum

Beim anschließenden Rundgang durch das Heim in Etzelskirchen begutachteten die Gäste nicht nur die Zimmer der Bewohner und Aufenthaltsräume, sondern wandten sich auch immer direkt an die Bewohner. Sicherlich waren diese „sieben Bürger aus Siebenbürgen“, (so Ulf Ziegler) eine Gruppe von äußerst motivierten Menschen, die für wenig Geld und mit wenigen Mitteln eine enorme Leistung für die ältere Bevölkerung in Mediasch erbringen.

Stefanie Mulatsch

Read Full Post »